Gewerbegebiet Schorn und seine Auswirkungen auf Schäftlarn

 

 

Ausgangssituation:

Der Stadtrat der Stadt Starnberg hat in seiner Sitzung vom 14.03.2019 die Aufstellung eines Bebauungsplanes für ein Gewerbegebiet Schorn beschlossen und das Planungskonzept hierzu gebilligt.

Im Parallelverfahren wurde am 22.10.2018 auch die Einleitung des Verfahrens zur 53. Änderung des Flächennutzungsplans beschlossen.

Das betroffene Gebiet des Bebauungsplanes liegt im Landschaftsschutzgebiet „Starnberger See-Ost“.

 

Die geplanten Festsetzungen des Bebauungsplanes und die planungsrechtlichen Darstellungen solcher Flächen im Flächennutzungsplan widersprechen jedoch dem Schutzzweck der Landschaftsschutzverordnung.

Um diesen Widerspruch aufzulösen, muss das betroffene Gebiet aus dem Landschaftsschutzgebiet herausgenommen werden. Das Landratsamt Starnberg leitete das Änderungsverfahren ein.

 

Folgende Argumente sprechen gegen eine Umsetzung den geplanten Campus Schorn:

Flächenfraß:

Derzeit ist eine Gesamtprojektfläche von ca. 47 ha in einem sehr hochwertigen Naturraum im Landschaftsschutzgebiet mit 6 ha Bannwald geplant.

Die Herausnahmen aus dem Landschaftsschutzgebiet ist Voraussetzung für die Umsetzung. Diese ist bereits beantragt.

 

Flächenverbrauch und dessen Folgen für den Boden und das Klima:

Übermäßige Bodenversiegelung hat unmittelbare Auswirkungen auf den Wasserhaushalt. Das Lokalklima und der Kaltluftaustausch wird negativ beeinflusst: Versiegelte Böden können kein Wasser verdunsten, weshalb sie im Sommer nicht zur Kühlung der Luft beitragen.

Konkret Folge des Flächenverbrauchs durch Campus Schorn für das Lokalklima laut Klimagutachten:„Das Plangebiet des Technologie Campus Schorn ist aktuell sowohl am Tag als auch in der Nacht einer geringen Wärmebelastung ausgesetzt. Die nächtliche Lufttemperatur erreicht in den Plangebieten nicht mehr als 9,5 °C.

Die Bebauung im Plangebiet führt laut Gutachten zu einer großflächigen Reduzierung des Kaltluftvolumenstroms um mehr als 20 %.

 

Auswirkungen auf das Grundwasser:

Grundwasservorkommen sind laut Regionalplan langfristig zu sichern: Das Vorhaben liegt im Bereich des Grundwasserleiters der Trinkwasserbrunnen.

Versickerung von Oberflächenwasser gefährdet die Grundwasser Qualität: durch das Bauvorhaben wird Oberboden  in der Bauphase abgetragen, abtransportiert, umgelagert und somit zerstört.

Die freigelegten hoch durchlässigen Schichten darunter schützen das Grundwasser nicht.

Fazit: Das Vorhaben steht dem allgemeinen Schutz und der Sicherung von Grundwasservorkommen für künftige Grundwassernutzungen entgegen

 

Artenschutz:

1/3 der Vogelarten ist gefährdet oder in prekären Erhaltungszustand.

Im Jahr 2020 wurden schützenwerte Zauneidechsen und Halsemäuse gefunden. Ihr Bestand wird durch den massive Bebauung gefährdet

 

Luftschadstoffe CO2 Bilanz (Neue Studie):

  • Mit einer Emission der CO2-Äquivalente ist vor allem auf den Staatsstraßen St2071 (Neufahrner Straße; Zunahme um 103,7 % zu 2035) und St2065 (Olympiastraße; 72,2 % zu 2035) und auf der derzeitigen Straße zur Autobahnmeisterei (205,1 % zu 2035), an welche direkt der zentrale Straßenzug des TCS anschließen wird, zu rechnen.
  • Mit Baubeginn des Technologiecampus Schorn wird die derzeitige Laubwaldfläche in der Größe von 5,33 ha entwaldet. Somit werden der Atmosphäre auf einmal 1788,3 t CO2 zugeführt. Gleichzeitig ist der aufgeforstete Laubwald mit der geplanten Fläche von 8,83 ha noch nicht ausreichend groß, um der Freisetzung signifikant etwas entgegenzusetzen. Das durch die Entwaldung freigesetzte CO2 wird somit vollständig der Atmosphäre zugeführt.
  • Im ersten Betriebsjahr ist eine gesamte Emission von 233.802,3 t CO2-Äquivalente durch den Energiebedarf von Strom und Heizen des TCS zu erwarten. Bei einer Betrachtung der Emissionen pro Baufeld bzw. pro Nutzung sticht vor allem das Baufeld GE 7 mit der High-Tech-Produktion und der IT (Rechenzentrum) mit einer Emission von 29058,5 t CO2-Äquivalente pro Jahr heraus.

 

Verkehrsbelastung:

Annahme ist bisher bei 3000 Arbeitsplätzen rd. 5.900 Kfz-Fahrten pro Tag mehr mit ; LKW –Anteil zu 4%

Aussage gemäß Verkehrsgutachten: Obwohl es sich um starke Zunahmen handelt, bleibt die Gesamtbelastung mit 4.400 Kfz/Tag in Wangen bzw. 3.500 Kfz/Tag in Neufahrn insgesamt immer noch relativ gering.

Die Verdoppelung einer Lärmquelle (z.B. von 20 auf 40 PKWs) verursacht hingegen eine Zunahme des Schalldruckpegels um 3 dB(A).

Das heißt in Wangen und Neufahrn wird es nach aktueller Planung, die keine „worstcase“ Betrachtung ist, doppelt so laut!

In der öffentlichen Beteilgungsphase gab es viele Einspürche unter anderem von Schäftlarn. Zu dem erwartetem höherem Verkehrsaufkommen gab es folgende Stellungnahme

Im Verkehrsgutachten wird im Bereich von Schäftlarn von einer Umgehung ausgegangen. Aktuell ist diese nicht vorhanden und der Ausführungszeitraum ist uns nicht bekannt.“

 

Erschließung:

Im Kommunalwahlkampf gab es von einigen Politikern die Aussage, das es Schorn nur mit einem Vollaunschluss an die Autobahn Garmisch geben wird. Stand heute gibt es diese Vollaunschluss aus rechtlichen Gründen zum Abstand an das Autobahnkreuzs STA nicht. Die Konsequens wäre die Aufgabe von Schorn.

In den Planungen ist ein Halbanschluss geplant. Die Fahrzeuge aus Richtung München fahren sollen den Parkplatz auf der A95 als Abfahrt nutzen. Die Unterführung nach Oberdill ist noch auf die Schwerlastfähikeit zu prüfen.

Die Milchstraße spielt in den Verkehrsplänen keine Rolle, da eine Verbindung von bestehenden Gewergebiet zum Campus Schorn nicht geplant ist. Nachdem im Finanzhaushalt in STA allerdings 800.000,–€ für die Sanierung des Fuchsloches eingestellt sind, das „nur“ das bestehende Gewerbegebieterschließt, ist diese Aussage mit Vorsicht zu genießen.

Eine Erschließung mit dem ÖPNV ist nur bedingt möglich.

 

Fazit:

Für ein Gewerbegebiet diese Größenordnung ist diese Erschließungkonzept nicht den Namen wert.

 

Arbeitsplätze und Siedlungsdruck:

Der Investor spricht von ca. 3000 Arbeitsplätzen, es gibt Einschätzungen die bis zu 18.000 Arbeitsplätze entstehen können.

Nachdem in STA und dem Umland weitgehend Vollbeschäftigung herrscht, ist davon auszugehen, daß die meisten Arbeitnehmer Ein-Auspendler sind und den Verkehr in dem umliegenden Gemeinden den Verkehr deutlich erhöhen werden.

 

Wirtschaftlichkeit Campus Schorn:

Eine Bedarfsrechnung der Wirtschaftlichkeit für ein Gewerbegebiet in dieser Größenordnung fehlen immer noch.

Entsprechende Anträge wurden im Stadtrat abgelehnt: Damit ist das Vorhaben auf Basis völlig falscher Bedarfslage geplant, kostet aber Steuergelder ; Folgekosten vermutlich höher als Einnahmen

Es wurden keine realistischen Standortalternativen in Betracht gezogen, z.B. Nachnutzung bestehender Gewerbegebiete oder interkommunale Gewergebiete für Klein und Mittelständischen Unternehem aus der Region.

Maßnahmen der Gemeinde Schäftlarn:

  • Forderung eines Raumordnungsverfahren
  • Mögliche Klagewege prüfen
  • Klageprüfung gegen die Herausnahme aus dem Landschaftschutzgebiet
  • Presskonferenzen zum Planungsstand und den negativen Einflüssen auf Schäftlarn
  • Zusammenarbeit mit Kreis- und Landtag

 

Mit freundlichen Grüßen

Chrsitian Lankes und die Fraktion der Grünen

 

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